Change Management ist seit vielen Jahren eines der Arbeitsfelder von flow consulting. Seit Mitte August liegt zu diesem Thema ein Kurzüberblick aus der flow-Feder im renommierten Handbuch der Unternehmensberatung vor. Werfen Sie einen kurzen Blick auch hinter die skurrilen Kulissen des Entstehungsprozesses.

Das Handbuch der Unternehmensführung ist ein Klassiker

Das „Handbuch der Unternehmensberatung“ (HdU) ist in doppelter Hinsicht ein Schwergewicht. Zum einen bringt es mit 2274 Seiten einige Kilogramm auf die Waage. Zum anderen hat es den Anspruch, den “State of the Art” der Unternehmensberatung abzubilden.

Von daher freuen wir uns, dass wir nun mit einem eigenen Beitrag in diesem Klassiker vertreten sind. Und dass dieser Beitrag die grundlegenden Ansätze des Change Managements zusammenfasst freut uns umso mehr. Denn dies ist einer unserer zentralen Arbeitsschwerpunkte.

Die Zusammenfassung des Beitrags lesen Sie hier:

Iterative Beratung fördert die Change-Fähigkeit der gesamten Organisation

Veränderungen stehen in einer Organisation jederzeit an. Vor allem für die großen und schwierigen Vorhaben wird dann häufig auf interne oder externe Beratungsleistung zurückgegriffen. Deshalb bezieht sich die Beratung zum Change Management in den meisten Fällen auf solche Veränderungen, die in komplexen Situationen stattfinden.

Einflussfaktoren in komplexen Situationen

Hier gibt es viele verschiedene Einflussfaktoren zu beachten. Die Wechselwirkungen zwischen diesen gilt es zu berücksichtigen. Und es muss auf überraschende Ereignisse reagiert werden. Klassische Phasenmodelle mit ihren festen und prognostizierbaren Abläufen werden da schnell von den Realitäten der dynamischen Innen- und Außenwelt einer Organisation überholt. Beratung für Change Management in schnelllebigen Zeiten muss daher Vorgehen anbieten, die flexibel auf ungeplante Ereignisse eingehen und zugleich planvoll agieren.

Das Konzept der iterativen Beratung

Das praxiserprobte Vorgehen des iterativen Change Managements erfüllt diese Anforderungen: Es bearbeitet Fragen nach dem Abbau von Unklarheit, dem Erreichen von Akzeptanz, der Erzeugung von Wirksamkeit sowie der Etablierung von Routinen jeweils erst dann systematisch, wenn der gerade erreichte Veränderungsstand dieses ermöglicht und verlangt. Iterative Beratung geht dabei auf Sicht vor, stößt Experimente an, konzentriert sich auf das Erkennen typischer Handlungsmuster und Bewertungsmaßstäbe und legt – neben der Umsetzung des konkret anstehenden Veränderungsvorhabens – das Augenmerk auch auf die Change-Fähigkeit der gesamten Organisation.

Immer weiter verändern?

Wie ist dieser Beitrag zu einer der „Kernfragen und Positionen zu aktuellen Beratungsschwer­punkten“ (Selbstdarstellung des HdU) entstanden? Nun, neben dem intensiven Austausch mit einem der beiden Herausgeber war die Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen von flow consulting und der Dialog mit externen Experten wichtig. Von einem dieser Gedankenaustausche möchte ich an einem Beispiel berichten. Denn er zeigt die Irrungen und Wirrungen, aus denen heraus Sätze entstehen. Diese lesen sich später im Text ganz „normal“ … ohne zu ahnen, welche manchmal skurrile Kreativität und Zufälligkeit dem vorausging. Ein Beispiel ist der zusammenfassende Satz am Ende des Unterkapitels zu Ambidextrie (Beidhändigkeit). Er lautet: „Entscheidungsthemen ohne Veränderungsthemen sind starr und uninspiriert, Veränderungsthemen ohne Entscheidungsthemen wirr und wirkungslos.“ Will sagen: Wer nur oder überwiegend entscheidet, ohne Veränderungen aufzugreifen oder anzugehen, der erstickt in Routine. Wer laufend und ohne Anlass verändert, „den Sack” aber nicht zumacht, der endet im Chaos.

Die Aussage liest sich einfach. Doch den dahinterliegenden Anspruch in der Praxis gezielt und gesteuert einzulösen, das ist schon die hohe Kunst des Veränderungsmanagements. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, lesen Sie gerne hier nach oder kommen Sie einfach auf uns zu. Übrigens: Unser  flow change® navigator bietet Ihnen eine gute erste Orientierung für Ihr Changevorhaben.

Die Elbphilharmonie und Change Management

Doch nun zu besagten Irrungen und Wirrungen bei der Entstehung des Satzes: Ausgangspunkt war Anfang April der Gedankenaustausch mit einem Kollegen zu Beidhändigkeit im Change Management – der durch einen gemeinsamen Besuch eines Konzerts in der Elbphilharmonie unterbrochen wurde. Im Beisein des georgischen Komponisten Gija Kantscheli wurde dessen fünfte Sinfonie gespielt. Tosender Applaus am Konzertende – für Orchester, Dirigent und Komponist. Nach dem Konzert sprachen wir über die Sinfonie und die Begeisterung der Darbietenden – und bald auch schon wieder über „Change Management“.

Skurril, aber zielführend

Wir suchten also nach einem zündenden Schlusssatz für unseren Beitrag im HdU. Mein Gesprächspartner war noch sehr beeindruckt vom Konzert und reimte etwas von „Orgien in Georgien“. Aufgrund der Lautstärke im Lokal verstand ich„Orgeln in Georgien“. Es gab in der Sinfonie aber keinerlei Orgeleinsatz. Das teilte ich meinem Gegenüber postwendend mit. Der jedoch war gedanklich schon wieder dabei, einen Schlusssatz zu formulieren. Er sprach etwas von Einigeln. Was er meinte: Einen tunnelblickartigen Entscheidungsprozess, ohne dabei Veränderungsmöglichkeiten zu sehen. Ich war mental noch im Konzert­saal, hörte das „Einigeln“ aufgrund der lauten Umgebung nur diffus und fragte scherzhaft, ob er folgendes meint: „Ohne Igel an den Orgeln keine Orgien in Georgien.“?

Entscheiden und Verändern im Gleichgewicht

Ein Grinsen und dann ein Aufblitzen mir gegenüber… Ja, so sei es doch: Zwischen dem Einigeln (dem Entscheiden) und den Orgien (der Veränderung) herrsche eine Wechselbeziehung. Das eine gehe nicht ohne das andere. Es musste sofort ein Bierdeckel her, auf dem wir den Satz notierten.

Am nächsten Morgen arbeiteten wir weiter am Text: „Ohne Igel an den Orgeln keine Orgien in Georgien.“ stand da auf dem Deckel… Was uns Stunden vorher hochplausibel erschien, erschien uns jetzt wie Nonsens oder einfach nur wirr. Klar war, diesen Satz würde uns jeder Herausgeber streichen. Doch wir mussten den Sinn dahinter retten: Dass sich “Einigeln” und “Orgien” (metaphorisch für „Entscheiden“ und „Verändern“) in professionellem Change Management gegenseitig bedingen und keines der beiden die Überhand gewinnen darf.

Nach und nach schälte sich endlich der Satz heraus, der im HdU-Beitrag abgedruckt wurde. Doch jedes Mal, wenn ich seitdem über die Beidhändigkeit von Entscheidungs- und Veränderungsthemen rede, muss ich innerlich grinsen. Und denke dabei nicht nur an die fünfte Sinfonie von Gija Kantscheli aus Georgien, sondern an meinen persönlichen Change Management-Merksatz: „Ohne Igel an den Orgeln keine Orgien in Georgien.“

Es grüßt Sie, schmunzelnd,

Frank Wippermann

Foto: Erich Schmidt Verlag