“Eine Führungskraft nimmt ihren Krankenstand mit, wenn sie versetzt oder befördert wird.”

 Wenn ich mit diesem Satz in die Schulung von Führungskräften zum Thema ‘Gesunde Führung’ einsteige, ist mir die Aufmerksamkeit gewiss, …allerdings auch der Gegenwind – deshalb nun ein anderer Einstieg.

Das Thema ‘gesund führen’ spielt in vielen Unternehmen und Organisationen seit vielen Jahren eine relevante Rolle – und das zu Recht. Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist ein relevanter wirtschaftlicher Faktor, denn – ganz pragmatisch ausgedrückt – nur wer anwesend ist, kann Leistung erbringen. Und: Nur wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt, kann gute Leistungen erbringen.

“Durch gute Arbeitsbedingungen und Lebensqualität am Arbeitsplatz wird auf der einen Seite die Gesundheit und Motivation nachhaltig gefördert und auf der anderen Seite die Produktivität, Produkt- und Dienstleistungsqualität und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens erhöht.” (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Gesundheitsmanagement, 2023-08-30; 13:44 Uhr)

Die Rolle der Führung für die Gesundheit von Mitarbeitenden

Und ein Faktor, der – neben Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen – nachweislich Einfluss auf die Gesundheit von Mitarbeitenden hat, ist tatsächlich Führung. Zurück zu dem eingangs zitierten Satz: “Eine Führungskraft nimmt ihren Krankenstand mit, wenn sie versetzt oder befördert wird.”

Diese zugegebenermaßen recht provokante Aussage fasst die Ergebnisse einer Studie im VW-Konzern zusammen und wird bestätigt durch zahlreiche interne Beobachtungen von Personalentwickler*innen und Führungskräften: Wenn eine Führungskraft, die in ihrer Abteilung einen hohen Krankenstand zu beklagen hatte, die Führung einer anderen – vormals ‘gesünderen’ – Abteilung übernimmt, stellt sich dort nach einiger Zeit ein ähnlich hoher Krankenstand ein.
vgl. Nieder, P. (2001). Führung und Gesundheit. Die Rolle des Vorgesetzten im Gesundheitsmanagement. In: U. Brandenburg, P. Nieder & B. Susen (Hrsg.), Gesundheitsmanagement im Unternehmen: Grundlagen, Konzepte und Evaluation (S. 149-161).

Aktuell sind die Fehlzeiten – so eine Erhebung der Barmer Krankenkasse – auf einem neuen Höchststand:

Säulendiagramm zu Krankenständen seit 2014

Die Frage stellt sich somit ganz akut: Was können Sie als Führungskraft praktisch tun, um die Anwesenheitszeiten Ihrer Mitarbeitenden zu erhöhen und ihnen darüber hinaus ein Umfeld zu bieten, in dem diese gern arbeiten?

Ansatzpunkte bieten strukturelle Maßnahmen aus dem Repertoire des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) wie z.B. die Gestaltung der Arbeitsumgebung, der konkrete Zuschnitt der Arbeitsaufgabe und die Arbeitsorganisation. Hier sind die Einflussmöglichkeiten der einzelnen Führungskraft allerdings je nach Position und Organisationsform unterschiedlich groß.

Verhalten der Führungskraft ist besonders relevant

Ein wesentlicher Hebel, der im Einflussbereich jeder Führungskraft liegt, ist ihr konkretes Verhalten. Das Führungsverhalten hat Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden. Dies wird durch unterschiedliche Studien seit Jahren immer wieder belegt. Hier nur zwei Beispiele:

  • In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vom Mai 2012 wurde festgestellt, dass Vorgesetzte durch soziale Unterstützung die Häufigkeit von Burnout reduzieren können. Führungskräfte, die ansprechbar sind, ihren Mitarbeiter*innen den Rücken stärken und Fehler erlauben, schaffen ein Umfeld, das zu höherer Zufriedenheit führt, den Stress reduziert und die Motivation steigert.
    Bertelsmann-Stiftung (2010): Vorgesetzte können Burnout am Arbeitsplatz reduzieren. www.bertelsmann-stiftung.de
  • Die ETH Zürich hat folgenden Zusammenhang festgestellt: Wenn die Führungskraft die Ideen ihrer Mitarbeitenden aufgegriffen, Lob ausgesprochen und auch eigene Fehler eingestanden hatte, sank die Zahl der Fehlzeiten um zwei Tage.
    Prof. Fischer, ETH Zürich, CASH vom 10.02.2005 (zitiert nach Matyssek (2020): Gesund führen – sich und andere!)

5 konkrete Empfehlungen für gesunde Führung

Die beiden Studienergebnisse skizzieren bereits einige pragmatische Empfehlungen für gesundheitsgerechtes Führungsverhalten:

  • Seien Sie ansprechbar!
  • Gehen Sie konstruktiv mit Fehlern um – auch mit Ihren eigenen!
  • Loben Sie (häufiger)!
  • Greifen Sie Ideen Ihrer Mitarbeiter*innen auf!
  • Sorgen Sie für ein entspanntes Arbeitsumfeld!

Was in der Beschreibung sehr einfach klingt, stellt im beruflichen Alltag oft eine Herausforderung dar. Der Weg vom Wissen zum Tun kann steinig sein und an mehreren Stellen – Kreuzungen, Brücken – gegebenenfalls scheitern.

Wenn Sie Interesse haben, sich auf diesem herausfordernden Weg unterstützen zu lassen, melden Sie sich gern. Unsere Executive-Coachings und Leadership Programme bringen Sie garantiert weiter.

Gabriele Möllenkamp

Bild: pixabay, 2023-10-20; 18:18 Uhr, fahribaabdullah14