Sie überlegen, ob Sie Scrum einsetzen, um in Ihrer Organisation agiles Arbeiten zu fördern? Was es Ihnen bringt und worauf Sie achten sollten, lesen Sie hier.

Organisationen müssen sich im digitalen Zeitalter zunehmend am Markt behaupten und sich schnell auf Veränderungen einstellen. Scrum kann eine Methode sein, die Arbeit in Teams neu zu gestalten und agiler zu werden.

Ist Scrum gleichbedeutend mit Agilität?

Die schnelle und einfache Antwort lautet: Nein – auch wenn viele Scrum und Agilität in einem Atemzug nennen. Vom Ursprung her ist es jedoch zunächst einmal nichts anderes als eine Methode und sogenanntes Framework, um komplexe Aufgaben in Teams zu bewältigen.

Wirklich agil wird die Zusammenarbeit von Projektteams ohnehin erst durch eine entsprechende Denkweise. Und auf die müssen sich alle Beteiligten wirklich einlassen. Was das bedeuten kann, beschreibe ich später noch genauer. Sind die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen, ist es agil arbeitenden Teams möglich, komplexe Probleme produktiv, kreativ und flexibel anzugehen. Sie erarbeiten dann passgenaue Lösungen für ihre Kunden und liefern Produkte von höchstmöglichem Wert. Scrum gibt dafür einen klar strukturierten Rahmen vor.

Strukturen verändern: Scrum-Rollen versus Positionsbezeichnungen

Mit dem Framework kommen drei Rollen ins Spiel: Scrum Master, Product Owner und Developer. Diese ändern nichts an den üblichen Positionsbezeichnungen der Organisation – Sie müssen also keine neuen Visitenkarten drucken, nur weil Sie mit Scrum arbeiten wollen. Allerdings wird sich die Art der Zusammenarbeit deutlich ändern. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dies über kurz oder lang Einfluss auf vorhandene Strukturen hat. Klicken Sie auf unsere Seite zur Digitalen Transformation um zu erfahren, welche neuen Anforderungen auf Organisationen zukommen.

Die Bezeichnungen der drei Rollen machen deutlich, welche Zuständigkeiten damit im Scrum-Team verbunden sind: So übernimmt der Scrum Master die Rolle eines Schiedsrichters, der darauf achtet, dass die Regeln des Frameworks strikt eingehalten werden. Damit wird sichergestellt, dass die Entwicklungsteams in Ruhe arbeiten und sich selbst managen können. Der Product Owner ist für die Schnittstelle zwischen Kunde, Team und weiteren Stakeholdern verantwortlich und sorgt dafür, dass die Teams den größtmöglichen Produkt-Mehrwert schaffen.

Das alles mag nach Hierarchie klingen. Ein entsprechendes Mindset vorausgesetzt, sind aber alle Beteiligten gleichberechtigt und ihre Verantwortlichkeiten klar abgegrenzt. Sie haben lediglich unterschiedliche Funktionen. Im Idealfall ergänzen sich die Fähigkeiten der einzelnen Team-Mitglieder so, dass sie das Ziel des Projekts optimal verfolgen können.

Wege zu mehr Agilität

Skizze: flow consulting

Grundsätzlich gilt: Viel wichtiger, als ein agiles Rahmenwerk wie z.B. Scrum zu implementieren ist es, in der Organisation einen gemeinsamen Konsens zu agilen Prinzipien zu finden. Wenn Organisationen sich für den Weg mit Scrum entscheiden, müssen dafür entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Es ist aus unserer Erfahrung ein häufiger Fehler agile Prinzipien einzuführen, ohne die Idee dahinter zu vermitteln. Die Arbeitsweise muss von allen verstanden sein und aus innerer Überzeugung umgesetzt werden. Selbstführung, Eigenverantwortung, Flexibilität und Veränderungsbereitschaft in selbstgemanagten Teams sind essenzieller Bestandteil einer agilen Denkweise. Den Zweiklang zwischen klarer Struktur bei gleichzeitiger Flexibilität der Arbeitsorganisation nennt man agiles Arbeiten.

8 Vorteile von Scrum

  • Scrum funktioniert gut für sich schnell entwickelnde Produkte und Märkte.
  • Es hilft Teams, Projektziele schneller und effektiver zu erreichen als im linearen Projektmanagement.
  • Das stringente Framework schafft klare Verantwortlichkeiten.
  • Die Bearbeitung großer Projekte in den sog. Sprints ist übersichtlicher und einfacher.
  • Im Sprint Review wird das Ergebnis regelmäßig auf seinen Marktnutzen hin geprüft.
  • Die Daily Scrum Meetings schaffen Transparenz über den gemeinsamen Fortschritt im Projekt.
  • Die Leistung einzelner Teammitglieder im Entwicklungsteam werden durch Daily Scrum Meetings transparent.
  • Das Feedback von Kunden und Stakeholdern wird regelmäßig eingebunden.

In unseren Beratungen begegnen wir immer mehr Organisationen, die agile Prinzipien für sich entdecken. Wenn Sie erfahren möchten, wie Scrum genau funktioniert und angewendet wird, empfehle ich Ihnen im offiziellen Scrum Guide zu stöbern. Oder Sie sprechen uns an.

11 Hinweise für die Einführung von agilen Prinzipien wie Scrum

Worauf speziell Führungskräfte achten sollten, wenn sie Scrum oder andere Formen agilen Arbeitens einführen möchten, ist mir im Laufe meiner Ausbildung zum Scrum-Master noch einmal sehr bewusst geworden.

  1. Bieten Sie eine klare Orientierung, was Sie unter agilem Arbeiten verstehen und wie Scrum funktioniert.
  2. Erarbeiten Sie Ihr eigenes ‘Agiles Manifest’. Dieses sollte zu Ihrer Organisation passen und mit allen Beteiligten abgestimmt sein.
  3. Agile Prinzipien wie Scrum sind dafür geschaffen worden, Wertschöpfung für komplexe Probleme zu generieren. Für einfache Herausforderungen eignen sich möglicherweise andere Prinzipien wie Projektmanagement besser. Schätzen Sie realistisch ein, wie komplex Ihre Umgebung und Ihre Herausforderungen wirklich sind, bevor Sie ein agiles Framework einführen.
  4. Sobald Sie ein agiles Framework wie Scrum einführen, handeln Sie konsequent danach. Das bedeutet, sich den Scrum Values (Commitment, Focus, Openness, Respect, and Courage) unterzuordnen, Scrum Events (Sprint, Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retroperspective) sowie Scrum Artifacts (Product Backlog, Sprint Backlog, Increment) einzuführen. Prüfen Sie kontinuierlich, ob Sie mit der Einführung des Rahmenwerks auch mehr Wertschöpfung generieren.
  5. Lassen Sie einige Mitarbeiter:innen eine Scrum-Ausbildung (z.B. Professional Scrum Master, Professional Scrum Product Owner oder Professional Scrum Developer) machen. Diese können im Transformationsprozess Multiplikatoren der Methode sein.
  6. Führungskräfte und Mitarbeitende müssen bereit sein, Selbstbestimmung zu akzeptieren und sich trauen, mehr Dezentralität und eine andere Art von Hierarchie zuzulassen.
  7. Wenn Sie Scrum einführen, leben Sie es. Vermeiden Sie einen Misch-Masch aus linearem Projektmanagement und Scrum. Das gilt gleichermaßen für andere agile Arbeitsformen.
  8. Ohne selbstgemanagte Teams und ohne Verantwortung abzugeben ist wirklich agiles Arbeiten nicht möglich. Schaffen Sie daher Sicherheit und Angstfreiheit in Bezug auf dezentrale Entscheidungen.
  9. Erlauben Sie Fehler. Denn sie helfen dabei, ein wertvolleres Produkt zu schaffen.
  10. Verantwortung lässt Menschen wachsen. Unterstützen Sie das, indem Sie Ihre Teams experimentieren und machen lassen.
  11. Stellen Sie das „Wir“ über das „Ich“. Wenn alle an einem Strang ziehen, kann Scrum einen deutlichen Mehrwert schaffen.

Zu guter Letzt: Was hat Scrum mit Rugby zu tun?

Der Begriff Scrum kommt aus dem Sport, genauer aus dem Rugby. Übersetzt heißt es „Gedränge”. Eine geordnete Formation von Spielern jeder Mannschaft bildet auf Kommando des Schiedsrichters einen Haufen. Kopf an Kopf, Schulter an Schulter versuchen sie wieder in Ballbesitz zu kommen und den Ball auf die eigene Seite zu bekommen. Scrum beschreibt also worauf es ankommt, wenn Teams komplexe Vorhaben bewältigen wollen: Flexibilität, Dynamik und zielgerichtete Absprachen.

Ein erfolgreiches und agiles Hin-und-Her des Balles in Ihrer Organisation wünscht Ihnen ein „frisch gebackener“ Scrum Master bei flow consulting 😉

Renke Ulonska

Bild: https://pixabay.com/de/photos/sport-rugby-team-spiel-gedränge-3963248/ (jackmac34, kostenfreie Nutzung, 2022-01-23)