Montag, 9. November 2020… der DAX geht durch die Decke und knackt die 13.000er-Marke. Was ist passiert?

Der Absturz der Zoom-Aktie zwischen 12:00 und 13:00 Uhr

Ganz einfach: BioNTech und Pfizer melden, dass sie für ihren Corona-Impfstoff die Zulassung beantragen werden. Und das noch in diesem Monat. Mal ganz davon abgesehen, dass mich interessiert, wie Organisationen ticken, die es schaffen, eine unvorhersehbare Aufgabe innerhalb von ungefähr einem Zehntel der sonst üblichen Zeit zu meistern. Und hier sind nicht nur die beiden genannten Unternehmen, sondern ausdrücklich auch Zulassungsbehörden, Investoren, „Denk-Zulieferer“ und viel andere mitgemeint. Also abgesehen davon: Wieso sind aktienmäßig alle so begeistert? Ein Blick auf den Verlierer des Tages gibt eine Erklärung:

Wenige Minuten nach der Verlautbarung aus dem Bereich der Impfungen geht eine andere Aktie ähnlich drastisch in die Knie: Zoom – der Darling der Investoren seit ungefähr Mitte März. Wie? Nie wieder Online-Meetings? War das etwa mit „back to normal“ gemeint?

Die Organisation von Unordnung läuft immer weniger zentral

Nein – selbst, wenn ‚ab morgen‘ (fast) alle geimpft sind … das Zoomen wird weitergehen. Nicht, weil Reisen ansteckungsgefährlich ist oder weil das Fahren für die zwei Stunden Meeting doch nicht lohnt. Die Gründe sind andere: Digitalisierung, Globalisierung, verstreute und zugleich vernetzte Informationen. Da wird es in Zukunft immer wichtiger, mit mehreren Menschen gemeinsam eine erste schnelle Entscheidung zu treffen. ‚Show the rough direction‘ – dazu braucht’s keine detaillierten Pläne nach ellenlanger Vorbereitung und Analyse. Und ebenso langen Präsenzsitzungen einschließlich Power-Point-Schlachten. Es braucht eine kurze spontan ansetzbare Konferenz aller, die Informationen beitragen. Und die sitzen nicht immer gerade jetzt an ein und demselben Ort. Führen auf Distanz, laterale Führung, zügige Entscheidungen im Konsent [kein Tippfehler!] sind keine außerordentlichen Maßnahmen zu Pandemiezeiten. Sie sind Charakteristika für eine weniger hierarchische, weniger planbare und weniger zentrale Organisation von Organisation. Die Unordnung der Dinge organisieren – das ist Führung in der digitalen Transformation.

Frank Wippermann

Bild: Shutterstock (249397207)