In der aktuellen Episode des Podcast „Trends – Tools – Thesen“ dreht sich alles um ein Thema, das auf immer mehr Agenden ganz oben steht: Nachhaltigkeit im Unternehmen.
Ich spreche mit Christine Wüst, CHRO bei der Firma Witzenmann GmbH, und meinem Kollegen Alexander von Bullion über die Rolle von Nachhaltigkeit in Strategie, Kultur und Führung. Ein kurzes Fazit schon mal vorab: Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein CSR-Bericht – sie ist ein Weg, der Menschen verbindet und Unternehmen zukunftsfähig macht.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil – fünf gute Gründe
Wozu sollte ein Unternehmen überhaupt in Erwägung ziehen, in das Thema Nachhaltigkeit zu investieren? Was ist der Nutzen? Alexander kommt aufgrund seiner Recherchen zu folgender These: Nachhaltigkeit ist kein „Nice-to-have“, sondern ein handfester Wettbewerbsvorteil. Seine fünf zentralen Argumente:
- Konsumentinnen und Konsumenten fordern Nachhaltigkeit – 79 % ändern ihr Konsumverhalten entsprechend.
- Mitarbeitende erwarten Werte – vor allem jüngere Generationen (81 % der 18–29-Jährigen).
- Nachhaltigkeit wirkt wirtschaftlich – Unternehmen mit klarer Mission schneiden oft besser ab.
- Investoren achten auf ESG-Kriterien – Nachhaltigkeit wird zum Finanzierungskriterium.
- Politischer Druck wächst – z. B. durch die CSRD oder das Lieferkettengesetz.
Diese Argumente machen deutlich: Nachhaltigkeit ist kein „weiches Thema“, sondern ein harter Faktor für Zukunftsfähigkeit. Unternehmen, die Nachhaltigkeit glaubwürdig verankern, stärken gleichzeitig ihre Resilienz, Innovationskraft und Markenpositionierung. flow consulting bietet hierzu auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittene Nachhaltigkeitsberatung an.
Ein traditionsreiches Unternehmen auf dem Weg in die decarbonisierte Welt
Die Witzenmann GmbH ist ein traditionsreiches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Pforzheim. Seit über 170 Jahren werden hier metallflexible Elemente gefertigt, die unter anderem in der Automobil-, Energie-, Luft- und Raumfahrt- sowie Halbleiterindustrie zum Einsatz kommen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 4.400 Mitarbeitende in 16 Ländern.
Dass ein solches Unternehmen nicht nur auf Beständigkeit, sondern auch auf Transformation setzt, zeigt sich besonders deutlich in der Art und Weise, wie Nachhaltigkeit verstanden und gelebt wird.
Personal, Marketing, Nachhaltigkeit – ein ungewöhnlicher Aufgabenmix?
Christine Wüst ist bei Witzenmann verantwortlich für Personal, Marketing und Nachhaltigkeit. Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination, die sich bei näherer Betrachtung jedoch als sehr sinnvoll herausstellt. Denn: Die Verbindung dieser Bereiche schafft eine starke Schnittstelle zwischen Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und Zukunftsstrategie. So wird Nachhaltigkeit nicht als „Extra“ betrachtet, das neben dem Tagesgeschäft abläuft – sondern als integraler Bestandteil dessen, wie das Unternehmen denkt, entscheidet und handelt.
Nachhaltigkeit ist Teil der DNA – nicht nur ein Projekt
Was Witzenmann auszeichnet, ist nicht nur seine technologische Kompetenz, sondern auch ein tief verankerter Antrieb, verantwortungsvoll zu wirtschaften. „Nachhaltigkeit war bei uns schon Thema, als es noch kaum jemanden interessiert hat“, versichert Christine im Podcast. Die Unternehmensführung – insbesondere die Inhaberfamilie – lebt seit Generationen den Anspruch, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Bereits 2007 wurde ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht erstellt – lange bevor gesetzliche Anforderungen dies nötig machten. Daraus entwickelte sich über Jahre hinweg eine konzernweite Nachhaltigkeitsstrategie, die heute direkt in die Unternehmensstrategie eingebettet ist.
Drei Säulen – 36 Ziele – eine klare Richtung
Zentrale Bausteine der Witzenmann-Nachhaltigkeitsstrategie sind drei Säulen:
- Umwelt & Ressourcen – Zero Emission
- Mitarbeitende & Gesellschaft – Social Hero
- Gouvernance & Nachhaltiges Wirtschaften – Responsible Corporate
Jede dieser Säulen beinhaltet die für uns wesentlichen Themen. Jedes Thema ist mit konkreten Zielen untermauert, in Summe sind es derzeit 36 – messbar, nachvollziehbar, verbindlich. Das Ziel: Nicht Aktionismus, sondern echte Wirksamkeit. Nachhaltigkeit soll kein loses Versprechen bleiben, sondern durch klare Strukturen und kontinuierliche Umsetzung im Alltag erlebbar sein.
Beteiligung statt Bevormundung
Besonders bemerkenswert ist, wie Nachhaltigkeit bei Witzenmann gelebt wird: Bottom-up statt Top-down. Die Mitarbeitenden sind nicht nur Adressaten von Zielen – sie sind aktive Mitgestalter. In internationalen Umfragen, bei internen Workshops und in sogenannten „Round Tables“ tauschen sich Teams weltweit aus – von Brasilien über Frankreich bis nach Asien.
Die Ideen aus der Belegschaft werden ernst genommen, weiterentwickelt und umgesetzt. Das stärkt nicht nur die Identifikation mit dem Unternehmen, sondern erzeugt auch eine starke Innovationskultur. Christine beschreibt das so: „Es geht darum, Menschen zu inspirieren, gemeinsam Lösungen zu finden und voneinander zu lernen!“
Kultur als Schlüssel zur Transformation
Doch Strategien allein reichen nicht – es braucht eine Kultur, die sich entsprechend weiterentwickelt. Christine betont, dass Kultur nicht bewertet, sondern verstanden und gestaltet werden sollte. Eine Kultur ist immer da – die Frage ist nur, ob man sie bewusst entwickelt und wie dabei vorgegangen wird.
Bei Witzenmann wurde deshalb vor vier Jahren ein weltweites Leadership-Programm ins Leben gerufen. In Workshops mit Führungskräften wurde gemeinsam erarbeitet, wie Führung heute aussehen muss: auf Augenhöhe, ermutigend, wertebasiert. Entstanden sind praxisnahe Führungsleitlinien, die regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden.
Ein Herzstück ist der sogenannte Pulse Check – ein anonymes, jährliches Feedbackinstrument, bei dem Mitarbeitende ihre Führungskraft bewerten. Daraus entstehen individuelle Entwicklungsmaßnahmen, die gemeinsam im Team gestaltet werden. Das sorgt nicht nur für Transparenz, sondern auch für Vertrauen – ein wichtiger Nährboden für nachhaltige Veränderung.
Einfach mal anfangen – und dranbleiben
Christine hat für Führungskräfte einen mutmachenden Appell: Nicht auf perfekte Bedingungen warten. Einfach mal anfangen. Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen – mit einem Workshop, einer Idee, einem Gespräch. Wer sich traut, erste Schritte zu gehen, wird möglicherweise schnell merken: Es gibt Mitstreiter, Resonanz und Wirkung.
Die Transformation muss nicht sofort perfekt sein. Wichtig ist, dranzubleiben, Erfolge sichtbar zu machen, Rückschläge als Lernchance zu verstehen – und den Mut zu haben, Dinge auszuprobieren.
Fazit: Nachhaltigkeit ist mehr als ein Ziel – Nachhaltigkeit ist eine Haltung
Witzenmann zeigt, wie Nachhaltigkeit nicht nur gedacht, sondern gelebt und gestaltet werden kann. Der Schlüssel liegt in der Verbindung von Strategie, Kultur und Führung – und in dem Mut, Menschen wirklich einzubeziehen. Das Ergebnis ist ein Unternehmen, das nicht nur heute erfolgreich ist, sondern auch Verantwortung für morgen übernimmt.
Wir von flow unterstützen Sie gerne dabei, den Grundstein für eine nachhaltige und zukunftssichere Unternehmensstrategie zu legen. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin. Wie Sie nach der kostenlosen und unverbindlichen Nachhaltigkeitsberatung fortfahren, entscheiden Sie. Sie können die Checkliste allein umsetzen. Oder Sie kommen auf uns zu, wenn Sie sich mehr Unterstützung wünschen.
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